(Reprinted without permission of her majesty the queen)
LEKTION 1 – Jede Story hat einen Anfang
„Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Sprung für die Menschheit.“
Ja, ja, hätte Neil Armstrong es doch nur geahnt. Wenn Matt sich dieses Gedränge da vorne mal ansah, dann fragte er sich schon, ob Apollo 11 so eine gute Idee gewesen war. Denn diese Raumfahrtaktion hatte letztendlich das öffentliche Interesse aufs Weltall gelenkt und nun, ein paar Jährchen später, bekam man überall die volle Breitseite Aliens. Drängelnde Aliens.
Heute würde er zum ersten Mal die Highschool of the Universe besuchen. Dies war die einzige weiterführende Schule im Umkreis von einigen Millionen Milliarden Lichtjahren und um dort hinzukommen, musste man mit dem Raumbus reisen.
Von der Erde bis zu dieser Station ging es ja noch, aber hier an der Haltestelle wimmelte es vor fremdartigen Wesen. Sie schubsten und drängelten was das Zeug hielt, dabei war der Bus noch nicht mal angekommen. Ihn packte schon die Gänsehaut, wenn er sich überlegte, die Sitzplätze mit diesen Kreaturen teilen zu müssen.
Wenigstens kam sein Raumbus immer 10 Minuten nach Ankunft des Zuges von der Erde. Matt stellte nämlich gerade fest, dass er es diesem Umstand zu verdanken hatte, jenes Szenario als Zuschauer miterleben zu dürfen, welches sich ihm gerade bot:
Der Weltraumzug von Jupiters 29. Mond Richtung Industropolia zischte aus dem Weltall heran und landete auf einem der Gleise, zwischen denen Matt sich befand. Dieser Zug hielt an dieser Umsteige-Station, weil nach Industropolia ziemlich viele Kreaturen wollten. Kreaturen, die noch im von der Gegenrichtung kommenden Zug saßen, welcher nun, wie immer zu spät, das andere Gleis anflog.
Nun stiegen hier nicht viele Leute aus dem Zug nach Industropolia aus und deshalb machte dieses wichtige Verkehrsmittel, dass es weg kam, bevor der andere Zug hier stoppen würde. Etwas verschlafen tappte also der erste Alien aus dem verspäteten Zug und traute seinen Augen nicht, dass er schon wieder sah, was er auch hätte ahnen können: der Anschlusszug wartete nicht auf ihn...
Im Folgenden einige Ausschnitte vom hereinbrechenden Chaos, welche Matt gerade noch auffangen konnte. Dramatik Pur: die armen Schnegges strengten sich zwar an, kamen aber nicht wirklich vom Fleck. Der Fisch mit Beinen warf seine 200 Kinder nach dem abfahrenden Zug, wobei ein paar schlicht vorbei flogen, die nächsten sich noch dranhängen konnten und wieder andere in weitere Züge und Busse klatschten, welche auch noch den Luftraum unsicher machten. Er winkte seinen übrigen Kindern hinterher.
Matt würde auch nie den Typ vergessen, der dran hing und brüllte: „NOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO OO.....“ während er hinterm Horizont verschwand. Manche mögen singen, da gehe es weiter, doch für ihn bestimmt nicht.
„Bus Nummer 713 – Schultransfer HOVER, ist soeben angekommen. Bitte Achtung bei der Einfahrt.“ schnarrte es endlich aus den Lautsprechern.
Nur, welchen Teil von Achtung hatten die Leute denn eigentlich nicht verstanden? Ehe Matt sich versah wurde er unsanft nach vorne bugsiert und konnte sich kaum noch bewegen, vor lauter Alienmassen um ihn herum. Der junge Erdling wurde prompt angerempelt und fiel der Länge nach auf die Schnauze. Eine Horde wild gewordener Bewohner von allen möglichen Planeten mit verschiedensten Anzahlen von Beinen trampelte über ihn.
„Wie um alles in der Welt kann man am frühen Morgen schon so abgehen?“ murmelte Matt vor sich hin, nachdem der Mob ihn passiert hatte.
Vorne am Bus drückten und quetschten sich dann alle an der offensichtlich zu kleinen Tür. Das gab Matt genug Zeit, sich aufzurichten. Nebenbei gesagt war es eh nicht seine Absicht gewesen, mit all den ekelhaften Wesen in einer Reihe zu stehen:
Da waren Kerle mit schuppiger Haut dabei und einem Fliegenschwarm drumherum. Oder glitschige Viecher mit etwas mehr Augen als eigentlich benötigt und … NEIN, von der nächsten Kreatur wollen sie nichts wissen. Sie sehen schon, Schuluniformen sind in diesem Szenario höchstens unbequem und haben keinen weiteren Effekt.
Ihm fiel jedoch auf, dass der Bus bereits vorher an einer Haltestelle Schüler aufgenommen haben musste und er nun als Allerletzter das Gefährt betreten würde. Kein Sitzplatz übrig. Also Gruppenkuscheln beim Stehen im Bus, statt beim Stehen in der Schlange davor. Matt holte tief Luft und seufzte.
„Wenigstens lebe ich noch.“ versuchte er, sich Mut zu machen.
Die Frage war jetzt allerdings, würde der Mensch auch den außerirdischen Schultransfer nach HOVER überleben?
Endlich eingestiegen sah Matt die Typen, welche das Raumschiff fliegen sollten. Sehr schön, Vollidioten von der ganz tollen Sorte. Sollte heißen, jemand wie Matt sah das einfach direkt, denn Vorurteile machen schließlich alles einfacher und sind daher ungemein nützlich:
Ein haariger älterer Typ mit verbogener Stirn und vielen Haaren auf dem Kapitänssitz und ein unmotivierter junger Mensch als Copilot. Was sollte man da schon groß erwarten? Einen kleinen Augenblick stand der Teenager im Eingangsbereich und hielt den Piloten die Fahrkarte hin, doch die beachteten ihn gar nicht.
„Wenn ich es dir sage, wir müssen auf die A89. Wer hat hier mehr Erfahrung?“ bellte der Haarige der Beiden.
„Ich glaube aber, dass es die B89 ist.“ konterte der Andere.
„Die Aufgabe des Kapitäns ist es, Entscheidungen zu treffen und Befehle zu geben. Soll heißen, ich peile die Aaaa 89 an und du wirst ihnen die Sicherheitseinweisung geben.“ kam es zurück.
„Hey, ich glaub heute kannst du für umsonst fliegen.“ hörte Matt plötzlich jemand rufen.
Er blickte eine Sitzreihe hinter die Piloten, von wo die Stimme gekommen war. Das waren die Plätze für Tourleiter, wo sich eigentlich niemand hinsetzen durfte. Niemand, auch die Tourleiter nicht. Dennoch saß dort ein Mensch, der Matt freundlich zuwinkte und immer wieder auf den freien Platz neben sich zeigte.
„Ist es nicht verboten, hier zu sitzen?“ wollte Matt von ihm wissen.
„Na ja, eigentlich schon, deshalb meiden ihn ja auch die ganzen kleinen Kinder. Ich hab aber keinen Schiss und sitze lieber, als zu stehen. Mein Name ist Wayne Denera und ich bin stolzer Brite.“ meinte er.
„Matt Livingston, ähm... komme von der Erde.“ entgegnete der Teenager und nahm seinen Sitzpreis entgegen.
„Ja, da hab ich auch mal gewohnt. Dann hat mein Vater aber Arbeit bei einer Firma auf dem 6. Planet des Sonnensystems bekommen, dieser Ringplanet. So'n Elektroschrotthändler, hast sicher schon mal den billigen Werbespot gesehen. Wir sind dann dort hin gezogen.“
„Dann wohnst du also schon länger mit Außerirdischen zusammen?“
„Kann man so sagen. Ich drehe eine Ehrenrunde, mache das erste Jahr nochmal. Ich kenne mich bereits ganz gut mit anderen Spezies aus, ja.“
„Ich sehe zum ersten Mal die ganzen Kreaturen außerhalb von einem Schulbuch oder einem Film.“ gab der Mensch von der Erde zu.
In der Grundschule auf der Erde hatte man natürlich Völkerkunde gehabt und auch die internationale Sprache lernen müssen, um sich mit den Aliens verständigen zu können. Aber Toleranz, nein, das war nicht auf dem Lehrplan gestanden.
„Hey, du bist mir echt sympatisch, Matt.“
„Danke, ich finde dich auch cool. Vor allem, wie du so locker mit deiner Situation umgehst, also meine Mum hätte mich geköpft, wenn ich sitzen geblieben wäre.“
(Anmerkung der Redaktion: Das ist eine gängige Erziehungsmethode.)
„Echt? Ganz schön hart. Wobei, ich glaub dem da hinten würde das nicht so viel ausmachen. Wo er doch drei davon hat.“
Matt blickte sich um und sah auf der letzten Bank so etwas wie eine Hydra sitzen, mit gefährlich blitzenden Augen und einem ungeduldig zappelnden Fuß.
„Wenn wir nicht gleich losfahren, spuckt er wahrscheinlich noch Feuer.“ witzelte Matt.
„Hast recht, Tritraaken werden schnell mal wütend und lassen die Umgebung in heißen Flammen aufgehen.“
„IM ERNST??!“ begann Matt, Panik zu schieben.
„Haha. Nein, das mit dem Feuer stimmt nicht.“ beruhigte ihn Denera.
„Was machen sie denn dann?“ fragte der Teenager geschockt.
Doch bevor Denera ihm sagen konnte, dass schon ganze Planeten wegen Tritraaken in Rage zerstört worden waren, betrat der Copilot in einer grellgelben Schwimmweste den Mittelkorridor des Raumschiffs und alle lachten sich schlapp.
„Willkommen an Bord von Sunshine Starways Schul - Shuttle 713 HOVER in die Highschool of the Universe.“ begann er mit einer mehr als unmotivierten Stimme.
„Wenn sie soeben bemerkt haben, dass sie im falschen Film respektive Bus gelandet sind, verlassen sie das Shuttle bitte über den Notausgang.“ fuhr er fort, doch ein paar Alienkids hörten ihm nicht wirklich zu, sondern machten blöde Witze:
„segf fsepo eorfüäaepraw jfsdöfjawöorw mmddadaassss aaaaahahahahahaaaaa!“
(Also ich finde den lustig!)
Er hielt kurz inne, nicht aber wegen den Kiddies, sondern weil das riesige Vieh mit den drei Köpfen derweil in der schmalen Notausgangsluke stecken geblieben war.
„Wieso denn der NOTAUSGANG?“ wollte der Tritraaken voller Verzweiflung wissen.
„Wie oft hab ich dir gesagt, du sollst es nach Vorschrift machen?!“ herrschte der Kapitän sein einziges Besatzungsmitglied an.
Völlig unbeirrt, aber mit gelangweilt - genervtem Gesichtsausdruck, fuhr der Copilot fort:
„Weil wir für den Schulbus kein Geld ausgeben wollten, haben wir auf Sicherheitsgurte verzichtet und stattdessen Haltegriffe über ihren Sitzen angebracht, um dennoch die minimalen Sicherheitsvorschriften einzuhalten. Deswegen haben wir auch diese brandneuen und im Weltall völlig unbrauchbaren Schwimmwesten gekauft. Sie finden eine unter ihrem Sitz, sofern sie einen haben.“ er stockte kurz und seufzte.
„Eventuelle Fragen muss leider ich beantworten. Da wir zu den nicht-rassistischen Raumfahrunternehmen gehören, muss ich ihnen mitteilen, dass möglicherweise Aliens der folgenden Rassen mit uns fliegen könnten: Tritraaken, ungulalische Hornschwänzle, Reinkarnationen von Michael Jackson, fliegende Freiheitsstatuen, Schwiegermütter, […]. Die Elternbeschwerdehotline erreichen sie gebührenpflichtig Sternchen unter der GALAXYUNIVERSEGLOBAL013253908029304928. Sternchen gleich Null Komma Fünf Mal Zehn Hoch Sechs Flints pro Minute. Wir wünschen ihnen noch einen angenehmen Flug. Halten sie sich einfach an die Anweisungen des Personals. Also meine und seine.“
Der Copilot sah zum Kapitän.
„Geht doch. Und ich möchte anfügen, wenn wir beide was sagen, dann müsst ihr auf mich hören. Bin nämlich der Kapitän.“ kam es von diesem.
Matt verstand nichts mehr:
„Das war jetzt nach Vorschrift?“
„Ist schon seit ich zum ersten Mal zur Schule bin die gleiche Show. Allerdings ist letztes Jahr eine andere Crew geflogen. Die kenne ich noch nicht.“ erklärte Denera.
Nach ein paar Sekunden setzte sich ihr Schulexpress mit einem Ruck in Bewegung und hob dann ab. Es war zugig, weil das dreiköpfige Teil noch immer in der Luke fest steckte, aber weiter vorne bekam man immer weniger davon mit. Während den Kreaturen, die etwas Sauerstoff benötigten und sich in der Nähe befanden, langsam die Sinne schwanden, zogen sich Matt und Denera ganz lässig die Sauerstoffmasken über, wo sie ja hier vorne etwas mehr Zeit hatten.
Der Planet mit der Haltestelle wurde schnell kleiner und dann flogen sie steil nach oben. Das wäre ja an sich alles ganz nett gewesen, nur drehte der Kapitän in dem Moment das Radio auf. Klassische Musik dröhnte aus allen Lautsprechern.
So ziemlich jeder Fahrgast war davon total angepisst, denn die tolle Atmosphäre des Abflugs war damit endgültig gekillt. Lediglich ein ekelhaftes giftgrünes Schleimwesen summte mit und wiegte im Takt der Musik vor und zurück. Was für ein Spießer. Matt fühlte sich irgendwie dazu berufen, ihm den Spaß zu verderben.
„Herr Kapitän?“ fragte er vorsichtig.
„Dort darfst du nicht sitzen, Freundchen. Ach, und siehst du das Schild über mir?“
Matts Blick folgte seinem Finger zu dem typischen Schild, wo stand, man solle während der Fahrt nicht mit den Fahrern reden. Wenn der Pilot jetzt aber dachte, Matt würde deshalb gleich aufgeben, dann kannte er ihn schlecht.
„Du Denera, wie findest du die Musik aus dem Radio?“ fragte er so laut, dass es der Kerl sicher hören konnte.
„Was, wie, bescheuert natürlich!? Warum fragst du mich so was? Wir kennen uns schon seit knapp 10 Minuten oder so, also müsstest du das doch wissen.“
„Okay, wie fändest du es, wenn der nette Pilot einen anderen Sender wählen würde?“
„Besser?!“
Matt konnte in der Spiegelung an der Frontscheibe erkennen, dass der Kapitän grinste:
„Also schön, reden wir während der Fahrt. Ich sag dir mal was. Klassische Musik ist die Beste, die man im weiten Universum hören kann.“
„Ich will euch ja nicht unterbrechen, aber wir fliegen gerade falsch.“ schaltete sich plötzlich Wayne, der Brite von neben Matt, dazwischen.
„Nö, ausgeschlossen. Jedenfalls, diese Musik ist so wunderbar harmonisch...“ ließ sich der haarige Mann mit der verbogenen Stirn (der hinterm Steuer) nicht beeindrucken.
„Käpten?“ unterbrach ihn diesmal sein Copilot.
„WAS IST? Willst du mir etwa widersprechen?“
„Auf keinen Fall, aber der Junge da hat Recht. Das sieht nicht nach unserem Weg aus.“
„Ist doch Blödsinn. Ich hole jetzt einfach die Routeninstruktionen vom Routenbriefing heute Morgen, dann seht ihr alle, dass ich Recht habe.“
Das haarige Wesen öffnete das Handschuhfach, in dem ein ungeheures Chaos herrschte. Nach bestimmt 5 - minütigem Wühlen kam ein zerknittertes Blatt Papier zum Vorschein. Er faltete es auf, sah es durch und drehte dann wild am Steuerrad. Es passierte jedoch schlicht gar nichts.
„Sie müssen den Autopilot deaktivieren, Käpten.“
„Ah ja, natürlich. Keine Vorwürfe bitte, wir fliegen die Route schließlich das erste Mal.“
Er drückte ein paar Schalter und Tasten, woraufhin die Triebwerke zu Jaulen begannen.
„Ahaha, das war es nicht...“
„Aber mit dem Teil fliegen wir schon ewig.“ kam es vom Copilot.
„Mag sein, wir haben bloß noch nie wirklich den Autopiloten deaktiviert...“ fügte sein Kapitän an.
„Beeeee 89, wie ich gesagt hab, stimmt doch? Lassen wir das Papier doch hier liegen, solange wir den Weg noch nicht kennen.“
„Jetzt fang nicht so an! Ich brauch doch kein Papier, das mir sagt, wo ich lang soll! Mach dich lieber mal nützlich und dreh die Kiste hier rum.“
„Käpten, sie sind gerade der steuernde Pilot. Mein Steuerrad geht dann doch nicht.“
„Jaaaa, wie stellt man das nochmal um? Hier oder...?“
Denera und Matt sahen sich in die Augen. Das waren ja tolle Piloten. Erste Merkregel der heutigen Lektion: Vorurteile sind manchmal eventuell ein wenig zutreffend. Alle weiteren Merkregeln sind übrigens meistens immer in den Lektionen versteckt und werden nicht explizit angegeben. Viel Spaß beim Raussuchen ;)
„Das würde ich nicht drücken, Boss.“ riet der Copilot.
„Quatsch nicht, Angsthase. Ich weiß genau, was dieser Button bewirkt.“
Sein Copilot sah ihn mit schräg gelegtem Kopf an.
„Ich weiß es wirklich!“ versicherte der Kapitän.
Gesagt, gedrückt.
Eine Systemstimme aus dem Cockpit meldete:
„Rapid -Turn eingeleitet.“
Es folgte ein Countdown, der bei 7 begann. Was sollte das sein?
„Anschnallen, bitte! Das Schiff hier wird sich jetzt, egal ob der Autopilot an ist oder ER sein Steuer nicht nutzen kann, um alle Achsen gleichzeitig drehen!“
„Es gibt doch keine Gurte, Chef.“
„Das gilt aber nur für die Passagiere. Die sollen sich eben irgendwie festhalten. Wofür hab ich sonst die Griffe einbauen lassen?“
„3...2...1...ZERO!“
Matt und Denera fassten schnell die Haltegriffe, bevor sie einen mehr als üblen Sog spürten, gefolgt von einem kurzen Gefühl völliger Schwerelosigkeit. Dann wurde ihnen schwindelig und ein schwerer Druck wirkte auf alle ein. Noch etwa eine halbe Minute, nachdem das Schiff mit seinem Wendemanöver fertig war, drehte sich bei den Fahrgästen alles. Der Tritraaken in der Notausgangsluke musste schließlich kotzen. Seine Köpfe waren allerdings draußen, kein Problem also. Haben sie schon mal einen Tritraaken k... okay, es gibt Dinge, über die Redet man nicht. Wie die Köpfe wild umher schlingen und der feine Sprühnebel meterweit geschleudert wird, ist definitiv kein Thema in einem Werk dieser Niveaustufe!
Erst jetzt wurden Matts Sinne wieder klar und er bemerkte, dass sie nun in die Richtung zurück flogen, aus der sie eben gekommen waren.
„Schlimmer als jede Achterbahn...“ stöhnte er.
Denera kam auch wieder zu sich.
„So was hab ich ja noch nie erlebt. Was ist mit der richtigen Crew passiert? Und dem netten Bordservice?!“ wollte der Brite wissen.
„Outsourcing. Wir sind eigentlich Frachtflieger, aber Sunshine Starways hat jetzt unser Unternehmen mit dem Schulverkehr beauftragt.“ kam der Copilot seinem Job mit dem Fragen beantworten nach.
„Na das is ja mal ganz toll.“
„Stimmt, lukratives Geschäft. Kaum Ausgaben für Wartung, Reinigung und Sicherheit oder so, aber total viel Einnahmen weil viele Schüler auf uns angewiesen sind.“
In diesem Moment fuhr ein Ruck durch das Schiff. Das noch immer in der deutlich zu kleinen Öffnung fest steckende Individuum kochte nämlich vor Wut und zappelte wie ein wild gewordener Zitteraal. Statt mit Stromstößen wurde die Umgebung mit hellen Flammen erleuchtet.
„Oh, oh. Ich glaube, unser verirrter Passagier ist nicht sehr erfreut.“ meinte Wayne und tippte dem Kapitän auf die Schulter.
„Sag das nicht mir, der da ist schuld.“ meinte dieser und zeigte auf seinen Sidekick.
„Hab ich längst kapiert.“ meinte der nur.
Der Copilot zog einen Sicherungsstift aus einem Hebelscharnier und betätigte die Vorrichtung. Unter lautem Zischen flog das komplette Dach mitsamt Tritraaken und Luke davon.
„Ersatzdachmodus.“ meldete das Raumschiff, während das wütende Viech immer weiter weg flog.
Mit krassem Tempo näherte es sich einem Planeten rechts unterhalb, dann gab es einen dumpfen Knall und eine kleine Erschütterung.
„Huups.“ kam es vom Copilot.
Matt machte große Augen:
„Äh, also, hat da jemand drauf gelebt?“
„Glaub nicht. Wobei... nein, ich glaube nicht.“
Der Rest der Fahrt verlief ganz ruhig, alle waren sichtlich mitgenommen vom Rapid-Turn. Es meckerte auch niemand mehr wegen der furchtbaren Musik an Bord. Beim Aussteigen wankten alle, als hätte man ihren Gleichgewichtssinn ausgeschaltet. Logischerweise waren sie viel zu spät.
Matt blieb vor dem riesigen Gebäude stehen und sah nach oben. Die Optik glich der einer Hütte oder, weil das noch zu schön gesagt ist, einer Bretterbude. Das würde man sogar zu unseren Zeiten schon als Retro bezeichnen. Die Außenwand bog sich wenn man vor dem Eingang stand zu einem hin, da die Stockwerke umso größer waren, je weiter sie oben langen. Oder der Statiker hatte sich da etwas verrechnet.
Es gab einen kurzen Luftstoß vom Raumschiff, das wieder abflog, sodass seine Haare durcheinander geweht wurden. In diesem Moment wurde Matt klar, er hatte noch keine Ahnung, was ihn alles erwarten würde. Er ließ sich zu einem kurzen:
„Wow.“ hinreißen, bevor Wayne Denera seinen Arm packte und ihn mit sich zog.
„Komm schon, was soll das? Hör auf so furchtbar Epic zu sein!! Am ersten Tag gleich zu spät, so ein Mist!“
„Entspann dich, wo wir sowieso schon zu spät sind können wir uns doch auch noch ein bisschen Zeit lassen?“
„Das sehe ich genau umgekehrt. Gib Gas!“
„Ist ja gut...“
Ohne groß nachzudenken rannte Matt ihm einfach hinterher. Ziemlich praktisch, dass Denera sitzen geblieben war, stellte er fest. Denn schon nach wenigen Minuten kamen sie im richtigen Saal an. Der Junge kannte sich aus! Denera wollte schon mit einer Entschuldigung ankommen, warum sie 30 Minuten zu spät waren, doch die Lehrerin fragte einfach:
„Mit welchem Bus seid ihr gekommen?“
„Wie bitte?“ stammelte Matt, der kurz überlegen musste, wie nochmal die Nummer war.
„Welcher Bus?“
„Sunshine Starways Schultransfer 713 HOVER, Madam.“ antwortete ihr das eklige Schleimdings vom Bus. Das mitgesummt hatte.
Dieses Teil war ihnen wohl die ganze Zeit hinterher gekrochen und nun konnte der Hausmeister an seiner Spur genau sehen, wo sie lang waren. Jeder andere aber wahrscheinlich auch. Es bemerkte Matts angewiderten Gesichtsausdruck, verstand ihn aber offensichtlich falsch. Zack - streckte ihm der Typ die Flosse hin.
„Hallo du!“ sagte er.
Matt ging einen Schritt zurück. Vor versammelter Mannschaft einem schleimigen Kerl die „Hand“ schütteln, so weit sollte es erst mal kommen. Damit wäre sein Debut hier direkt voll und so was von vermasselt!
„Wie, ich hab doch gehört, ihr von der Erde gebt euch die Hand?“ meinte Mr.Slime nach einigen Sekunden der Regungslosigkeit verwundert.
„Nee Nee, du musst da was verwechseln!“ stammelte Matt schnell.
Er ließ von ihm ab, das war ja gerade nochmal gut gegangen. Dennoch, debile Außerirdische wohin man schaute.
„Vollidioten, Streber und andere Deppen, die alle normalen Schüler nerven, Zwangsgemeinschaft und Hausaufgaben... ich dreh hier noch durch.“ beschwerte sich Matt bei Denera.
Diese Situation hatte im eigentlich normalen Schüler Matt Livingston seine verborgene, dem normalen Schüler widersprechende Eigenschaft wieder erweckt, damit ich, der Autor, sie ihnen nun eindrucksvoll präsentieren kann. Also gleich, wenn er sich vorstellt.
„Junge, wenn du jetzt schon so abgehst, kannst du es sofort vergessen. Was hast du denn erwartet? So ist Schule eben.“ kam es von Wayne Denera.
Matt verdrehte die Augen, Wayne nahm eine rechthaberische Pose ein und der Lehrerin dauerte das alles ein bisschen zu lange:
„Jetzt setzt euch sofort in den Stuhlkreis, wir wollten gerade mit der Kennenlernrunde anfangen.“ befahl sie.
„Also zuletzt hab ich so was im Kindergarten gemacht. Stuhlkreis, ich bin doch kein kleines Kind mehr hier.“ meckerte Matt.
Er blickte zufällig in die Augen eines süßen Mädchens, welches ihn auch bemerkte und nett anlächelte. Auf den ersten Blick mal total menschlich, sehr gut!
Genau danach lief die Frau Lehrerin an ihm vorbei und drückte ihm, wie jedem anderen im Kreis auch, ein Buch in die Hände, das so dick war wie das intergalaktische Telefonbuch. Darauf stand allerdings „Schulkodex“. Kein Buch mit Nummern im millionenstelligen Bereich, sondern mit milliardenparagraphigen Regeln.
„Bis morgen solltet ihr das Wesentliche aus unseren Verhaltensregeln kennen, sonst bekommt ihr sicher Probleme.“ bedeutete ihnen die Paukerin.
Die Schüler lachten sich schlapp, doch sie meinte nur kühl:
„Das ist ernst gemeint, meine sehr verehrten Damen und Herren. Und jetzt fangen wir an, die Zeit ist begrenzt.“
Sofort sprang der schleimige Wackelpudding auf und begann mit lauter Stimme:
„Jawohl, Frau Lehrerin! Ich bin Watzlantick Schrontev [ … ] Brooobo Junior, brauche die halbe Testzeit nur, um meinen Namen hin zu schreiben und bin Gooboaner.“
Weil das Aufgrund seines langen Namens 3 Minuten gedauert hatte, sahen ihn alle schräg an und riefen fast gleichzeitig:
„Hallo, Schleimi!“
So schnell entstehen treffende Spitznamen! Natürlich gefiel dem giftgrünen Kerl dieser Name gar nicht, aber keine interstellare Lebensform würde ihn jemals mit seinem ganzen Namen rufen. Schon stand der nächste auf. Etwas schmal und blau, der Gute. Also ihn würde man wohl aufgrund von Statur, Augen und Nase als den klassisch-typischen ALIEN bezeichnen. Sie kennen ihn womöglich schon vom (derzeitigen) Cover dieser Story!
„Vorstellung beginnt, bitte warten... Kennziffer 0900 – 90 60 90. Ausgestattet mit hohem Intelligenzquotienten, Aufblasventil und Transparenz. Herkunft Kirmes, Schießstand.“ stellte er sich vor.
„Hallo, Brain!“ rief Matt als einziger.
Es dauerte ein wenig, bis die Anderen mit zogen, aber sein Vorschlag war angenommen.
„Brain ist gut, Matt.“ pflichtete ihm Wayne bei.
„Sehr treffend.“ ergänzte Schleimi, es reagierte aber niemand darauf.
Eine Weile stellten sich nur uninteressante Standard-Außerirdische vor, die eigentlich aussahen wie maskierte Menschen. Schließlich habe ich überhaupt kein Geld, mir viele teure computeranimierte Monster und so für diese Story zu kaufen. Oder wie die Macher von dieser einen immer gleichen Sci-Fi Serie mit dem Raumschiff, das „Erfundenes-Geschwindigkeitsmaß“ 5 fliegen kann und seinen genauso gleichen Ablegern lediglich keine Lust, mir etwas besseres auszudenken. Ich möchte noch kurz anmerken, dass meine Raumschiffe hier alle schneller sind ;)
Doch dann stand ein riesiges Teil auf, dessen Stuhl etwas verbogen aussah. Was für ein übergroßer Golem! Hier habe ich nicht auch nur ein bisschen gespart, sehen sie ihn sich doch mal an!
„Ich ------ ---- - - --- --- - - - - ----- heißen. Weil nicht kann Sprache gut und Name von mir keiner Verstehen, alle mich nennen Dom-Dom. Vom Volk der Hengtonude ich komme. Dom-Dom nicht schlau sein, aber nützlich für Tragen von Sachen. Buum Buum!“
Einen Moment dauerte es schon, bis das Mädchen neben ihm sich vorstellen konnte. Seiner Stimme war nämlich ein kleines aber heftiges Erdbeben unmittelbar gefolgt. Unfassbar, dass so einer überhaupt durch den Haupteingang, geschweige denn die Tür des Saals gekommen war. Ein Blick auf die Stelle, wo jene Tür hätte sein sollen, erledigte die Frage allerdings doch ziemlich schnell.
Matt flüsterte Denera zu:
„Hey Mann, die ist vielleicht süß!“
Es handelte sich dabei um jenes Mädchen, welches ihn zu Beginn kurz angelächelte hatte und auf deren Vorstellung Matt nun schon gefühlt eine Ewigkeit wartete. Ich bin mir ULTRA sicher, meine Leser auch:
„Oooh, ich bin ja so aufgeregt!“ brachte sie hervor.
„Also, ähm, meine Mutti hat mich her geflogen und... mir diese wunderschöne kunterbunte Schultasche gekauft!“
Was sie da hoch hielt war aber eher etwas für Grundschüler, wenn nicht sogar Kindergartenkinder. Kunterbunt war keine ganz ausreichende Beschreibung, dieser Rucksack glänzte in ein paar Milliarden und mehr grellen Farben. Das Mädchen mit Ohrringen in Form eines Diamanten und einer Halskette mit dem gleichen Anhänger setzte sich wieder hin. Keine Frage, dass sie von allen ausgelacht wurde.
„Vergiss, was ich gesagt habe.“ meinte Matt.
Es wunderte ihn allerdings schon gewaltig, dass sie ganz klar bemerkte, wie sich alle über sie lustig machten, sie jedoch völlig unbeeindruckt schaute.
„Schön, aber wie ist dein Name?“ fragte die Lehrerin.
„Ach so, klar! Ich heiße Kari Kristensen und komme aus Norwegen, aber alle meine Freunde nennen mich Mitsubishi, wegen den drei Diamanten!“
(Redaktion Returns: Spitznamen sind wohl in Mode.)
Mitten in Karis letztem Wort fuhr eine schrille und brutalst laute Sirene hoch.
„AMOKALARM!!!“
schrie Denera und innerhalb von Sekunden machte sich Panik breit.
Dieser Fluchtmechanismus oder so war wohl allen Lebewesen gegeben. Wie schon bei der Ankunft rannte Matt Denera hinterher. Diesmal war es aber extrem schwer, ihm zu folgen. Matt bekam schnell Seitenstechen und der kalte Angstschweiß brach aus. Wenn so ein irrer Alien Amok lief, wollte er nicht das erste Opfer sein. Wenn es unbedingt sein musste, dann hatte das Letzte ja wohl mehr Stil. Hoffentlich wusste Wayne, was er da tat und würde ihn sicher nach draußen leiten. Vorausgesetzt, Matt verlor ihn nicht im Getümmel. Doch schon war es passiert!
Einen Moment dachte sich Matt:
„Zum Glück muss ich mich jetzt nicht mehr vorstellen.“
Zwei Sekunden später sah er nur noch Außerirdische um sich herum und wunderte sich, wie ihm dieser blöde Gedanke gekommen war. Stehen bleiben konnte er nicht, wo der Ausgang war wusste er jedoch genau so wenig.
Kennen sie das Gefühl, sich nicht auszukennen, vermischt mit unsagbar panischer Angst? Jedenfalls fühlte der Teenager von der Erde genau das, mitgeschwemmt von einer Masse komischer und zum Teil widerwärtiger Kreaturen. Das Erlebnis von der Bushaltestelle kam ihm wieder in den Sinn gerauscht, also achtete er noch genauer darauf, nicht unter die Füße zu kommen.
Es musste ein Wunder passiert sein, endlich kam ein Ausgang in Sicht. Nur noch ein bisschen durchhalten, auch wenn das immer schwerer wurde. Je näher sie der Öffnung nach draußen kamen, desto schneller wurde der Strom. Man kann sich das wie bei einem Wasserfall vorstellen, da wird das Wasser ja auch schneller, je näher man dem Abhang kommt. Obwohl Matt alle Kraft aufbrachte, die ihm zur Verfügung stand, war er der rasant ansteigenden Panik am Ausgang nicht mehr gewachsen...
Eine laute Stimme aus den Lautsprechern weckte Matt wieder auf, der sich nicht erklären konnte, wie er überlebt hatte, und das auch noch ohne Fußabdrücke auf der ach so feinen Schuluniform. Der Sprecher faselte etwas von Entwarnung und Pause, aber das man als seriöser Autor seine Leser nicht um das Versprechen bringen soll, ihnen den Hauptcharakter vorzustellen.
Dieser Sprecher, ich hätte ihn gleich aus dem Cast raus nehmen sollen, aber da nur die Charaktere nur seine Stimme hören, war er so schön preiswert... Jetzt bekommt er aber was zu hören! Als ob ich dieses Versprechen brechen würde, das ich, mal überlegen, eingegangen bin, als ich diese Story hochgeladen habe.
Letztendlich ist das gemein, denn ich wollte ja von ihm, das er das so sagt.
Wie auch immer, natürlich bin ich seriös, also rede ich nicht länger um den heißen Brei herum und zeige ihnen, was mit dieser Story passiert wäre, wenn Matt sich hätte vorstellen wollen, wie er es vorgehabt hatte.
Ein wenig früher. Denera schrie nicht „Amokalarm“ und Matt kam dran, sich vorzustellen. Während er sich aufrichtete, drehte sich die imaginäre Kamera, durch die sie diese Geschichte präsentiert bekommen, stilvoll um ihn herum und gleichzeitig verwandelte sich der Klassenraum in einen im japanischen Stil und mit ihm die Uniformen aller anwesenden in … japanische Uniformen. Ich steh übrigens gar nicht auf so was, aber es glitzerte hier und glänzte dort. Eine Explosion im Hintergrund darf nicht fehlen, wohingegen der zugehörige Soundeffect in dem epischen Gedudel eher untergeht. Weiter links im Bild crashen ein paar Raumschiffe und dort hinten entbrennt ein Kampf zwischen Rebellen und einem übermächtigen galaktischen Herrscher.
Entschuldigung, aber ich stelle hier meinen Hauptcharakter vor! Sagen sie nicht, diese Effekte wären total übertrieben, ich habe noch längst nicht das gesamte Arsenal von Actionfilmen hier aufgefahren! Lassen sie uns nun lieber hören, was Matt zu seiner Vorstellung zu sagen hat:
„Mein Name ist Matt Livingston. An einer gestressten Schulzeit bin ich nicht interessiert. Wenn ihr dagegen einigermaßen normal seid, von der Erde kommt oder einfach keinen an der Waffel habt, dann meldet euch bei mir! Das wäre alles.“
Ich glaube es ist besser, dass ich Matt sich nicht habe vorstellen lassen. Nicht nur weil dann jeder Assi bei ihm vorstellig geworden wäre, sondern auch, weil ich mir nicht ganz sicher bin, ob man erkennt, woher Matt sich diesen Satz geklaut hat. Wie gut, dass ich es theoretisch gar nicht geschrieben habe!
Besser schnell zurück zur eigentlichen Handlung. Ich erlaube mir eine mittelprächtige Zusammenfassung der bisherigen (tatsächlichen!) Geschehnisse:
Nachdem Matt, der Vagabund, ziellos im Weltall umherirrte, lernte er den Schotten Wayne McDenera kennen. Zusammen erforschten sie die tiefen des Universums. Wayne ist stolzer Amerikaner, wie er selbst sagt! Ich mache die Sendezeit nicht voll, indem ich ihnen nochmal sage, was sie eh schon wissen! Unterwegs zerstörten sie Planeten, nahmen es mit einer fiesen Raumbus-Crew auf und sahen sich der überaus üblen Norwegerin Kari Kristensen, Schleimi, Brain, DomDom und den NPCs ausgesetzt.
Jedenfalls, Matt weiß auch nicht wieso, aber auf einer seiner Reisen durchs Weltall gabs eine Massenpanik und darum wachte er vor der Schule auf.
„Verdammter Mist, was war denn das??!“ kam aus ihm heraus.
„Na ja, eigentlich passiert das hier andauernd.“ antwortete ihm Denera.
„Wenn das aber ständig passiert, wieso hast du dann so geschrien?“
„Weil es Spaß macht, den Neulingen Angst einzujagen.“
Es schepperte heftig und anschließend fand sich Denera auf dem Boden wieder. Sah wohl so aus, als hätten Matt und Kari ihm gleichzeitig eine geknallt.
„Hä? Wo kommst du auf einmal her?“ fragte Matt, von ihrem plötzlichen Erscheinen sichtbar überrascht (und von den Reflektionen auf der Schultasche geblendet).
„Hab dich gerettet.“ gab sie fast beiläufig zurück.
Klar, dass Matt jetzt noch verwunderter schaute als ohnehin schon.
„Denera, ist das wahr?“ versuchte Matt, Wayne eine Frage zu stellen.
Zuerst kam nichts zurück. Dann gab Mitsubishi dem Briten aber einen gesalzenen Tritt mitten in die Magengegend.
„Jaaaaaaaaahhh...“ keuchte er.
„Das gehört sich wirklich nicht, Wayne.“ fauchte Kari und setzte schon zu einem weiteren Fußkick an.
Kaum zu glauben, wie die abgehen konnte.
„Schon okay, ich glaube er hat genug, Mitsubishi.“ versuchte Matt, das Mädchen zu beruhigen.
„Ich... danke dir.“ fügte er an.
„Nicht der Rede wert, ich stehe nämlich jetzt voll auf dich.“
Hatte er das gerade richtig verstanden? Diese hübsche, niedliche, kindische, komische, extravagante, verrückte Norwegerin war in ihn verknallt? Sicher nur verhört.
„Moooment. Was hast du gesagt?“ hakte Matt geschockt nach.
„Ich stehe jetzt auf dich.“ wiederholte sie.
„Halt mal die Luft an, das geht mir ein bisschen zu schnell...und...warum JETZT?“
Wenn Matt eins nicht vorhatte, dann mit diesem seltsamen Mädchen zu gehen. Auch wenn sie ein Mensch war. Und süß.
„Weil ich dich doch eben gerettet habe. Dabei hab ich mich in dich verknallt.“
„Müsste das denn nicht umgekehrt sein??!“
Matt verstand nicht mal mehr Bahnhof. Wayne sich lachte sich derweil sich kaputt sich.
(Die Redaktion schüttelt den Kopf: 'sich' ist das neue Leerzeichen)
„Nein, wieso?“ meinte Kari.
„Was gibt’s denn da zu lachen, Denera?“ grölte Matt ihn an.
„Willst du noch ein paar drauf bekommen? Mich einfach so in der Menge auszusetzen, oder noch schlimmer, einer durchgeknallten Retterin?!“
Doch dieser Brite am Boden hörte nicht auf, sich lachend umher zu rollen.
„Ich habs geahnt. Wenn ich es dir sage, ich habs sowas von geahnt!“ brachte er hervor.
Kari sah Matt total lächerlich schnulzig verliebt an und zwinkerte ihm zu.
„Willst du deine durchgeknallte Retterin denn jetzt nicht auch küssen?“
Matt sah nach oben Richtung Himmel, völlig verzweifelt. Die gelben Engel hab ich aber vorsorglich von dort entfernt. Für immer. Als dem Hauptcharakter, mit dem sie sich bitte genau JETZT identifizieren, dies klar wurde, brüllte er mir (oder wem auch immer, ich fühle mich nicht verantwortlich) entgegen:
„NAAAAAAAAAAAAAAAAIIIIIIIIIIIIIN!!!!!“
